Inkompetenter Provider

Der nachfolgende Text erschien ursprünglich am 07.01.2006, ca. 15:39 Uhr in meinem mittlerweile nicht mehr existierenden Weblog.
Der besagte Provider existiert nicht mehr wirklich. Die Domain gibt es noch (und ist auf den Namen einer der beiden Inhaber registriert), allerdings gibt es dort keine Webhosting-Angebote mehr, sondern nur noch irgendein sinnloses Download-Tool. Ich meine mich zu entsinnen, dass auf der Webseite mal verschiedene, sehr seltsame Hinweise waren, u.a. dass sie von irgendjemanden aufgekauft wurden (was ich allerdings nicht wirklich glaube). Was solls...

Die Geschichte ist zwar schon einige Zeit her, aber ich wollte sie trotzdem mal aufschreiben:

Vor einiger Zeit kam bei mir eine E-Mail von einem - sagen wir mal - „Wohnzimmer-Provider“ an. Diese Mail (mit hoher Priorität!) war nicht nur an mich adressiert, sondern auch an andere Personen. Der Absender wollte, dass die Empfänger diesen neuen Provider in ihre „Provider-Listen“ aufnehmen (in meinem Falle war die Liste mit POP3- und SMTP-Servern gemeint), damit dieser seine Werbung hat:

Guten Tag,

Mein Name ist [...] und zwar ich biete mit einem Kumpel von mir
Webspace an und da wollte ich mal nach Fragen ob sie und evtl. auch bei
ihnen in ihre Liste aufnehmen könnten.

Sie finden uns im Netz unter [...]

Ich würde mich freuen wenn sie es sich mal anschauen würden und mir ein
Kurzes Feedback geben könnten.

Mit Freundlichen Grüßen
[..]

Ich finde, dass die Bezeichnung „Kumpel“, das kleingeschriebene „Sie“ bzw. „Ihnen“ und überhaupt der gesamte erste Absatz schon mal einen sehr kompetenten und seriösen Eindruck machen.
Aber da ich ja nicht unfreundlich sein will, habe ich einfach mal zurückgeschrieben und dem Herrn den eigentlichen Sinn dieser Liste erklärt:

Hallo,

> [Zitierte Mail weggekürzt]

Ich führe keine "Provider-Liste", ich sammle lediglich die Mail-Zugangsdaten
verschiedener Provider, die ich persönlich für wichtig halte.

Viele Grüße
  Patrick Canterino

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten:

>[Fullquote der letzten Mail weggekürzt]
>
hm könnten sie uns trotzdem einfügen`

MFG

[...]

Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass es meiner Meinung auch von Kompetenz zeugt, wenn eine Mail aus einem Fullquote, aus fast vollständiger Kleinschreibung ohne Berücksichtigung jeglicher Satzzeichen und dem Gruß „MFG“ besteht.
Aber na gut, wir wollen mal nicht so sein! Wir können ja mal einem neuen Provider dabei helfen, bekannt zu werden. Ich schaue also auf deren Seite nach, wie die Mail-Zugangsdaten lauten. Aber da ich sie nicht finden kann, frage ich mal nach und gebe gleichzeitig noch einen Tipp, wie dieser Provider noch bekannter werden kann:

Hallo,

> hm könnten sie uns trotzdem einfügen`

Kann ich machen, allerdings müssten Sie mir die Servernamen geben, ob man
sich beim SMTP-Server anmelden muss und welches Schema die Benutzernamen
haben.

Haben Sie sich bereits bei Webhostlist.de angemeldet?

Viele Grüße
  Patrick Canterino

Ist doch eigentlich ein guter Tipp, oder? Webhostlist.de ist schließlich in Deutschland die Standard-Liste, wenn es um Webspace-Provider geht und eigentlich als Werbung meistens ausreichend (sofern man attraktive Angebote hat).
Etwas später kam dann auch die Reaktion des Providers:

>[Schon wieder Fullquote...]
>
Ne da haben wir uns noch nicht angemeldet.

was den genau brauchen sie?

Dann kann ich ihnen ja das schreiben

Und damit hat er es dann bei mir verschissen. Ich habe nicht zurückgeschrieben. Warum auch? Warum sollte ich Werbung für Leute machen, die anscheinend selbst nicht wissen, was sie da tun? Entweder hat der sich meine Liste nie angesehen (dann wüsste er nämlich, welche Daten ich benötige) oder er ist vollkommen merkbefreit.
Ich habe auch seitdem nie wieder was von denen gehört und bei Webhostlist.de haben sie sich auch nicht angemeldet (auch im Forum von Webhostlist.de haben sie nicht auf sich aufmerksam gemacht). Ist vielleicht auch besser so... Allerdings habe ich mal einen Foren-Eintrag von denen entdeckt, als ich mich mal interessehalber darüber informieren wollte, wie es bei einer (mehr oder weniger) bekannten OpenSource-Administrationsoberfläche für Webspace so mit Webmail aussieht.

Nachtrag 16:20:

Kurz nachdem ich diesen Eintrag abgeschickt hatte, habe ich einfach mal spaßeshalber bei Google ein wenig nach diesem Provider gesucht. Es kamen ein paar erstaunliche Sachen ans Tageslicht:

Einmal hat einer von denen in einem Forum Werbung für sich selbst gemacht, hat aber behauptet, er wäre nur Kunde bei denen und sehr zufrieden. Das haben die restlichen Forums-Teilnehmer natürlich gemerkt. Dabei wurde er auch angemeckert, dass er ein Gewerbe ohne Gewerbeschein hat und lediglich eine Klausel in sein Impressum untergebracht hat, dass es sich um kein Unternehmen handelt, sondern das ganze privat macht. Der Hinweis ist verschwunden, offenbar hat er jetzt einen Gewerbeschein. Außerdem ist der „Telefon-Support“ nur über eine Handynummer zu erreichen, die aber auch nur von 15 bis 21 Uhr besetzt ist.

Außerdem scheinen sie sich in dem Forum von weiter oben nicht gerade beliebt gemacht zu haben, indem sie versucht haben, als vollkommene Linux-Anfänger einen Webspace-Provider hochzuziehen. Sie wollten schon jemanden anheuern, der für sie ein paar Sachen auf dem Server konfiguriert. Und sie haben sich auch sehr darüber aufgeregt, als sie für ihr Vorhaben gerügt wurden. Sie haben ihren „Ärger“ mit vielen Ausrufezeichen deutlich gemacht, was ja sehr viel über ihre geistige Reife aussagt.
Sie haben übrigens zugegeben, dass sie noch Schüler sind! Ich bezweifle irgendwie, dass sie mittlerweile einen Gewerbeschein haben und dass ihr Projekt lange am Leben bleibt.