Eindrücke von einigen CMS

Einleitung

Ich habe vor etlichen Jahren HTML gelernt. Mit Hilfe von verschiedenen Programmen wie FrontPage Express, Phase 5 (ich weiß, dass von diesem Programm hin und wieder neue Versionen erscheinen, aber ich finde es widerlich, was daraus geworden ist, deswegen werde ich die entsprechende Seite nicht verlinken) und natürlich dem guten SELFHTML. Meine Meinung ist, dass handgeschriebener HTML-Code immer noch am schönsten aussieht und statisches HTML am schnellsten vom Webserver an den Browser gesendet werden kann. Früher hätte ich natürlich keine andere Meinung akzeptiert, ich war ja ziemlich besessen von dem ganzen Kram. Jetzt bin ich etwas älter und lasse auch andere Meinungen zu bzw. sehe manche Dinge etwas differenzierter als vor ein paar Jahren noch. Gerade bei Internet-Seiten von Firmen oder Vereinen ist es wichtig, dass die Inhalte der Seite auch schnell von Leuten geändert werden können, die nicht unbedingt Ahnung von HTML, CSS usw. haben. Hier werden häufig sogenannte Content Management Systeme, kurz CMS, eingesetzt. Diese Erlauben das Pflegen von Internet-Seiten über einfache Oberflächen, ohne dass man großartig HTML-Kenntnisse haben muss (wer das Layout entwirft und die Grundstruktur festlegt, sollte meiner Meinung nach schon Ahnung haben). Im Rahmen eines privaten Projektes (die nicht mehr existierende Homepage des Chores Cantus Creativus) habe ich mir mal verschiedene CMS-Systeme angesehen. Von den Eindrücken und Erfahrungen, die ich dabei gesammelt habe, handelt dieser Text.

CMS Made Simple

Das erste CMS, das in Frage kam, war CMS Made Simple (kurz CMSMS). Es wurde mir von Tobias Karl empfohlen, der mal versucht hatte, ein neues Layout für meine Homepage zu entwerfen, das Projekt aus persönlichen Gründen jedoch abbrechen musste. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich von CMSMS begeistert bin! Es ist schlank, erweiterbar, intuitiv bedienbar und man kann wirklich (fast) alles über das Admin-Interface einstellen. Im Admin-Interface lassen sich auch die Templates bearbeiten, die dank Smarty kaum Programmierkenntnisse fordern. Etwas Negatives ist mir bisher noch nicht aufgefallen.
CMSMS kommt auch für das oben erwähnte Projekt zum Einsatz.

Contao

Ein weiteres interessantes CMS ist Contao, früher bekannt als TYPOlight. Es wird von dem Deutschen Leo Feyer entwickelt und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Aufgrund des früheren Namens wurde oft behauptet, es sei der kleine Bruder von TYPO3 (zu diesem CMS später mehr), aber außer einem ähnlichen Admin-Interface sind es vollkommen unterschiedliche Systeme. Zusätzlich wurde wegen dem Namensbestandteil „light“ behauptet, es sei nur für kleine Seiten geeignet – was aber definitiv nicht stimmt.
Es ist wirklich ein interessantes System, es ist schlank, weitgehend intuitiv bedienbar und hat einen hervorragenden Editor, um Seiten zu bearbeiten (eine Tabelle damit anzulegen ist einfach ein Traum). Mir gefällt jedoch nicht, dass es ein wenig eigenwillig beim Anlegen von Seiten ist (man muss erst eine Seite anlegen und diese dann mit einem oder mehreren Artikeln füllen, wobei ein Artikel aus einem oder mehreren Elementen bestehen muss). Schade ist auch, dass ich kaum fertige Templates gefunden habe, aber es gibt zum Anpassen von Templates ein (nicht mehr ganz so aktuelles) Video, das die wichtigsten Schritte erläutert. Mir ist es übrigens ohne nennenswerte Schwierigkeiten gelungen, das Layout für die Chor-Homepage auf Contao abzubilden.

Joomla

Ein weit verbreitetes CMS ist Joomla, hervorgegangen aus Mambo. Ehrlich gesagt mag ich es nicht. Ich kann nicht erklären, aber es wirkt auf mich eher unsympathisch. Negativ ist mir hier u.a. aufgefallen, dass es sehr unübersichtlich und das Erstellen eines Menüs nicht unbedingt logisch ist, es keine eingebauten Friendly-URLs und kein sinnvolles Rechtesystem gibt (es gibt nur ein paar vorgegebene Rollen, man kann aber keine eigenen anlegen). Mir ist auch aufgefallen, dass man mit Joomla erstellte Seiten relativ gut erkennen kann, denn sie sehen irgendwie immer gleich aus. Dass Joomla-Seiten immer gleich aussehen, hängt wohl auch mit dem ziemlich komplizierten Template-System zusammen, das eine Mischung aus HTML, PHP und XML ist.

TYPO3

Das letzte CMS, das ich getestet hatte, war TYPO3. Dieses System scheint wohl sehr flexibel und mächtig zu sein und hat deswegen (vor allem in Deutschland) auch sehr viele Anhänger – aber ich verstehe es nicht! Ich hatte es mir mal lokal auf meinem Rechner installiert und weiß so gut wie gar nichts damit anzufangen! Und im Internet sind auch irgendwie keine wirklich guten Tutorials zu finden, die wirklich für Doofe erläutern, wie man damit arbeitet. Man findet zwar immer wieder Anleitungen, aber die gehen dann immer nur auf einen Bruchteil ein und so wirklich schlau ist man danach nicht. Weitere Kommentare von Benutzern haben gezeigt, dass man wohl erst so richtig sinnvoll damit arbeiten kann, wenn man eine zweiwöchige Schulung absolviert oder zwei Bücher dazu gelesen hat – oder man sich eine gewisse Zeit mit nichts anderem beschäftigt. Das kann es aber meiner Meinung nach irgendwie nicht sein. Ich will sowas nicht über mich ergehen lassen, wenn ich nur eine kleine Webseite aufsetzen möchte! Ich erkenne ja an, dass dieses System sehr mächtig sein muss, aber es ist zu kompliziert! Anscheinend ist es laut Anwender-Berichten das Komplizierteste, die Templates usw. erst mal da rein zu bekommen, wenn das alles läuft, scheint das Pflegen der Artikel wohl sehr einfach zu sein.
Fassen wir zusammen: Für Anwender, die schnell mal privat eine Webseite aufsetzen wollen, ist TYPO3 die falsche Wahl, zumal es ein riesiges System ist, dass für eine kleine Hobby-Seite völlig überdimensioniert ist. Wenn es unbedingt dieses System sein muss, weil man mal gute Erfahrungen mit dem Pflegen der Artikel gesammelt hat, sollte man Installation, Templates und das Anlegen der Grundstruktur Profis überlassen. Es gibt ja Agenturen, die sich auf TYPO3 spezialisiert haben und man liest immer wieder, dass in Stellenanzeigen explizit nach TYPO3-Kenntnissen verlangt wird. Privat würde ich es nie verwenden, da es einfach zu frustrierend ist, sich damit zu beschäftigen und ich kein Interesse daran habe, dass ich dann am Ende der einzige bin, der die Webseite administrieren kann (bei Vereinsseiten zum Beispiel).

WordPress

WordPress wurde damals für die Chor-Homepage nicht getestet. Im April 2012 wurde ich angefragt, nicht auch etwas über WordPress zu schreiben. Da WordPress in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen hat (laut einer Statistik hat es im CMS-Bereich einen Marktanteil von über 50% ), hielt ich es für sinnvoll, den Text mal zu ergänzen.
Ich muss zunächst sagen, dass ich im Jahr 2004, als ich erste Versuche zum Einrichten eines Weblogs unternahm, schlechte Erfahrungen mit diesem Programm gesammelt hatte und es fortan von mir gemieden wurde. Mein von Juni 2005 bis November 2009 existierendes Weblog lief deswegen auch auf anderer Software-Grundlage. Getestet hatte ich damals übrigens die Version 1.2.
Ich habe mir jetzt mal die aktuelle Version 3.3.2 angesehen und muss sagen, dass die Software sich echt zum Positiven entwickelt hat.
WordPress ist zudem mittlerweile nicht mehr nur eine reine Blog-Software, sondern kann auch zum Verwalten von statischen Seiten verwendet werden. Ich habe schon viele normale Webseiten gesehen (also Webseiten, die keine Blogs sind), die auf WordPress basieren.
Das Admin-Interface von WordPress ist übersichtlich und intuitiv bedienbar, man kann quasi für alles ein Plugin finden und es gibt eine breite Auswahl an fertigen Templates. Das Erstellen von Templates habe ich mir nicht genau angesehen. Es ist ein Mischmasch aus HTML und PHP und bei Weitem nicht so einfach wie bei CMSMS, da viele Dateien angepasst werden müssen und es eine Vielzahl von Befehlen zu geben scheint. Jedoch gibt es viele Webseiten, die das Erstellen von Templates dokumentieren. Auch die offizielle WordPress-Referenz dokumentiert die verschiedenen Template-Funktionen sehr umfangreich.
Sollte ich wirklich mal in Versuchung kommen, wieder ein Weblog aufzusetzen, kann ich mir durchaus vorstellen, dieses Mal WordPress zu verwenden.

Anmerkung 2022:
In den letzten 10 Jahren, seit ich diese Zeilen zu WordPress geschrieben hatte, habe immer wieder versucht, mal was damit zu machen. Dazu zählen unter anderen diese Internet-Seite und die Seite von Cantus Creativus. Immer wieder bin davon abgekehrt, weil ich mit WordPress nicht warm geworden bin. Ich kann es wie bei Joomla nicht genau erklären, aber ich mag es einfach nicht und ich werde sehr wahrscheinlich bis auf Weiteres nichts damit umsetzen.

Schlussbemerkung

Die obigen Ausführungen sind meine persönliche Meinung. Wenn Sie eine andere Meinung haben, können Sie mir dies gerne mitteilen. Insbesondere würden mich die Meinungen anderer Leute zu TYPO3 interessieren (egal, ob Sie mir zustimmen oder anderer Meinung sind)! Wenn Sie mir wegen dieses Textes schreiben, bitte ich darum, auf Beschimpfungen wegen Verunglimpfung eines CMS oder Hinweise darauf, dass irgendein supertolles CMS in dieser „Auflistung“ fehlt, zu verzichten.